Der innere Schweinehund und seine Gewohnheiten

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Wie viele Menschen in Deinem Umfeld kennst Du, die Neujahrsvorsätze fassen und diese wirklich zum Ende des Jahres so umgesetzt haben?

 

Und jetzt mal Hand aufs Herz. Wie sieht es denn bei Dir selber aus?

 

Damit Du besser verstehst was hier passiert und Dir das Wissen zur direkten Umsetzung zu nutzen machen kannst, geht es in den kommenden Blog-Artikeln um die Themen Gewohnheiten und Ziele.

 

Sinn und Zweck ist natürlich, dass Du Dich selber besser reflektierst und verstehst. Ausserdem möchte ich Dir einfache Techniken zeigen, die Deinen Tierärzte-Alltag einfacher, angenehmer und erfolgreicher machen.

Starten wir erst einmal mit den lieben Gewohnheiten.

Wie Du als Tierarzt wohl am besten weißt, ist die Natur ein ziemlich sinnvoll durchgeplantes System.

Darum ist es sicher nicht verwunderlich, wenn ich Dir sage, dass es in unserer gesamten Physiologie grundsätzlich darum geht Energie zu sparen, also Möglichkeiten zu finden, wie Systeme mit wenig Aufwand betrieben werden können. Eigentlich ist es in unserer Gesellschaft auch nicht anders, wenn man sich die Optimierungs-Prozesse anschaut, die in Firmen eingesetzt werden, um die sich komplette kommerzielle Produkte wie Six Sigma mit seinen Gürteln wie im Kampfsport drehen. Übrigens ein interessanter Vergleich wie ich finde.

Ein natürlicher Energiesparer ist auch unser Gehirn. Naja, eigentlich ist das so nicht ganz korrekt. Wenn man bei 2 % des Körpergewichts 20 % des Kalorienumsatzes verbraucht ist man wohl eher sehr hungrig.

Ein Grund mehr alle laufenden Prozesse im Gehirn auf Sparmodus zu schalten, damit der Rest des Körpers auch noch etwas zu futtern bekommt.

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Es funktioniert nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. Ich fasse den mal ganz unkonventionell zusammen, alle Physiker mögen mir verzeihen. Er besagt, dass Wärme nicht von selbst von einem Körper niedriger Temperatur auf einen Körper höherer Temperatur übergehen kann. Klingt logisch. Wenn z. B. 2 Gase sich durchmischen führt dies zu zunehmender Entropie (tendenziell irreversibler Zustand). Was war das noch gleich? Genau, eine Form von Unordnung. Es bedarf allerdings keiner Energie, in Form von Wärme. Will ich diesen Vorgang rückgängig machen, so muss ich viel Energie dazu aufwenden.

Im Prinzip werden Arbeitsprozesse und auch Beziehungen nach dem gleichen Schema gestaltet, bzw. entwickeln sie sich teils selbstständig dorthin. Denn immer, wenn alles richtig gut zusammenpasst, fühlt man sich damit wohl. Alles ist im Gleichgewicht und der Energieverbrauch ist sehr gering. Das nennt man einen kohärenten Zustand. Dies ist sozusagen der Lieblingszustand unseres Gehirns. Folglich strebt es ihn konsequent an. Es tut alles, um dorthin zu kommen.

Probleme sind dafür sicher nicht zuträglich. Deswegen ist es auch einfacher sich auf einen Routine-Patienten oder die Monatsabrechnung zu konzentrieren oder idealerweise auf dem Sofa sitzen zu bleiben, als um ein Gespräch mit dem anstrengenden Kollegen, Chef oder Mitarbeiter zu bemühen. Es ist viel einfacher weiter dem nachzugehen was energiesparend, also einfach ist und der eigenen Gewohnheit entspricht.

Da wir Menschen psychologisch gern einen Grund finden oder andere verantwortlich machen, Fehlerkultur ist hier auch ein spannendes Stichwort, haben wir uns dafür alle ein persönliches Haustier zugelegt.

 

Den inneren Schweinehund.

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Aber in Wirklichkeit ist es gar nicht der innere Schweinehund, sondern der zweite Satz der Thermodynamik der einen da auf dem Sofa festwachsen lässt. Er verhindert mit aller Macht, dass man einen Veränderungsprozess durchläuft. Deswegen ist es auch wesentlich einfacher sich abzulenken, als sich mit dem anstehenden Problem zu beschäftigen, egal ob es beruflicher oder privater Natur ist.

Dies kann das Gespräch mit dem Mitarbeiter, dem Kollegen dem Partner sein, wie auch die Steuererklärung oder das Sportprogramm.

So kommt man Lösungen für Probleme jedoch auch nicht näher. Besonders schwierig wird es dann, wenn ich meinen gesamten Lebensstil ändern will, also den Alltag umkrempeln möchte.

 

Daher ist es sinnvoller mit kleinen Dingen zu beginnen. Nehmen wir einmal den Arbeitsweg. Möchtest Du mehr Sport machen? Zum Beispiel zweimal die Woche mit dem Rad zur Praxis fahren (wenn Auto nicht z.B. für Patientenbesuche oder Kindertaxidienst benötigt wird)?

Dein Gehirn muss dafür aus dem kohärenten Zustand herausgeholt werden. Dafür muss es sehr viel Energie aufwenden, da es sich ja inzwischen in einem `irreversiblen Zustand´ befindet, in dem Du täglich das Auto nutzt. Und somit sträubt sich schon rein physiologisch alles in Dir dagegen.

 

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Der Schweinehund hat schnell eine Liste von Gründen parat: Rad ist kaputt, Sattel unbequem, zu nass, zu kalt, zu gebirgig etc.

Genauso verhält es sich allgemein, sobald Du etwas verändern willst, egal ob es mehr Sport, abnehmen oder das Erlernen eines neuen Musikinstruments ist.

Ich behaupte mal, dass wir als Akademiker sehr viel kognitiv lösen möchten. Dies ist aber leider in diesem Fall nicht ausschließlich machbar. Denn unser Gehirn ist uns in dieser Situation bis zu einem gewissen Punkt sogar eher im Weg.

Der kohärente Zustand oder auch die Komfort-Zone ist oft mit Ritualen verbunden. Wenn man nach Hause kommt, hat man oft bestimmte Verhaltensweisen, Gewohnheiten die einem in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Diese können natürlich etwas Positives haben, weil man immer mit seinen Kindern spielt, immer direkt ins Sportstudio geht, direkt eine Meditation einlegt oder einen Spaziergang macht. Öfter jedoch handelt es sich jedoch um Rituale rund um den Haushalt und Besorgungen, um sich am notdienstfreien Abend um spätestens 20 Uhr mit einer Tüte Chips aufs Sofa zu begeben und die Lieblingsserie auf Netflix zu schauen.

Somit kann auch ein lieb gewonnenes Ritual einem manchmal im Wege stehen, um Veränderungen umzusetzen.

 

Gerade wenn man einen langen und als anstrengend empfundenen Tag gehabt hat, dank zwei besonders anstrengenden Besitzern mit ergegoogletem Halbwissen, dem wiederholten Konfliktgespräch mit der TFA/TPA, einer Diskrepanz mit dem Praxispartner oder die Energie zehrenden Gespräch über Überzeiten mit dem Chef.

In dem Moment noch Energie für eine weitere Veränderung aufzubringen hat Dir in dem Moment noch gerade zu Deinem Glück gefehlt.

 

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Schließlich befindet sich Dein Gehirn bereits in einem inkohärenten Zustand, das heißt alles ist schon wie durcheinandergewirbelt, und ist sehr unglücklich mit diesem Zustand.

Dein Gehirn mag es schliesslich gerne ordentlich.

Fühlt sich das wirklich wie der richtige Zeitpunkt an die Lösung für die Probleme des Tages zu überlegen?

Zum Beispiel wie das Gespräch mit dem Chef, Mitarbeiter oder Kollegen verbessert oder gar vereinfacht werden könnte?

Vor allem für zukünftige Situationen auch mit Patienten Besitzern wäre es ideal Lösungen zu finden, solange die Situation noch aktuell im Kopf ist. Aber nur weil es theoretisch ein guter Zeitpunkt ist heißt es noch lange nicht, dass das Gehirn der gleichen Meinung ist.

Der Schweinehund wirft hier sicher schon wieder den Kommentar ein, dass Du gar keine Zeit dafür hast und schließlich auch mal Schluss sein muss. Kann man ein anderes Mal machen.

Der möchte nämlich lieber seine Ruhe haben, da er sich im kohärenten Zustand auch besser fühlt.
Deswegen rät er Dir in diesem Augenblick dazu den Fernseher einzuschalten und Dir ein Gläschen Wein oder ein Glas Bier zu gönnen.

Voila, das Wohlgefühl ist wiederhergestellt.

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Das Problem ist in diesem Augenblick natürlich nicht gelöst, aber zumindest erstmal aus den Gedanken verbannt, bzw. zur Seite geschoben.

Interessanterweise ist Dein Körper hier Partner in Crime. Mit Hormonen wie Dopamin lässt er sich gern bestechen und in einen Glückszustand versetzen. Das Belohnungszentrum im Gehirn wird jedes Mal aktiviert, wenn meine Gewohnheit sich auch nur andeutet. Also bereits beim Öffnen der Weinflasche oder dem Geruch, wenn die Chips in die Schüssel purzeln.

Es kommt sogar so weit, dass ich nur nach Hause zu kommen, und die Hausschuhe und den Fernseher anzuschauen brauche, damit mein Körper mit Hormonen mein Belohnungszentrum beglückt, weil es gleich seiner Routine nachgehen darf. Das Gehirn befindet sich also im kohärenten glückseligen Zustand. Energiesparmodus ist vollständig an.

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Sagst Du jetzt, super, damit ist es klar biologisch sinnvoll meinem Rhythmus zu folgen und die Gewohnheiten umzusetzen?

Stelle Dir Deine neuronalen Verbindungen wie einen Waldweg vor. Je mehr Du einen Weg nutzt, desto ausgetretener und breiter wird er, bis hin zur mehrspurigen Autobahn. Wenn man also etwas Neues macht, muss man vielleicht die Machete wieder auspacken (wo war die gleich noch mal?), in den Busch gehen und das ganze Grünzeug von dem überwachsenen oder vielleicht sogar inexistenten Weg wegräumen. Wie viel einfacher sind da doch die vierspurig ausgebauten Autobahnen!!!

Wer schlägt sich schon gerne freiwillig durch den Busch?

Versteh mich nicht falsch. Ich möchte hier nicht die Rituale und Gewohnheiten als etwas grundsätzlich Negatives darstellen, denn das sind sie natürlich nicht. Im Gegenteil kann man Gewohnheiten und Prozesse auch für sich ausnutzen und somit das Gehirn mit seinem Belohnungszentrum zu seinen Gunsten arbeiten lassen. Dazu werden wir in Bezug auf Zeitmanagement sicher noch mehr zu sprechen kommen.

Ich beziehe mich hier einfach mal auf die Worte bekannter und wohl auch recht schlauer Menschen.
Darwin stellte bereits fest, dass nicht unbedingt der Schnellste und der Schlauste in der Evolution den Vorteil hat, sondern derjenige, der sich am besten und am schnellsten anpassen kann.

Bereits vor 2500 Jahren sagte Heraklit, dass die einzige Konstante im Leben die Veränderung sei.

Das heißt wir stehen eigentlich im Klinsch, da sich einerseits unser Gehirn gerne immer in diesen kohärenten Zustand begeben möchte, wir aber andererseits nicht wirklich erfolgreich werden können, wenn wir uns nicht immer wieder zwischendurch in einen inkohärenten Zustand begeben, wie z. B. den eigenen Kommunikationsstil zu verändern oder den Umgang mit sich selbst oder mit Menschen im Allgemeinen.

Das Ganze nennt sich dann Entwicklung und bringt uns Stück für Stück voran.

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Da wir ja auch nur Säugetiere sind, spielen in die automatisierten Prozesse auch unsere Instinkte mit rein. Allein wenn Du Deine Haustiere anschaust, erkennst Du schnell ihre Verhaltens-Gewohnheiten und kannst sie sehr gut einzuschätzen. Heben wir Menschen uns nicht besonders dadurch hervor mehr Denkkapazität und somit ein höheres Potenzial für bewusste Veränderungen zu haben?

Auch aufgrund unserer gesellschaftlichen Normen haben wir die Tendenz, uns immer wieder anzupassen. Hier arbeiten auch viele Gesetze der Sozialpsychologie, wie die Gruppenbildung, das Gefühl der Zugehörigkeit und Eingliederung. Um dazuzugehören begibt man sich auch immer wieder zwischenzeitlich in inkohärente Situationen, weil man dadurch andere Vorteile genießen kann, oder sie sich zumindest erhofft.

Hier könnte man auch die vielleicht schon philosophisch anmutende Frage stellen:

Ist es sinnvoll diesen Energieaufwand der Inkohärenz zu gehen, nur um einer Gruppe anzugehören?

Um den energetischen Aufwand wissend, sollte man sich diese Frage immer sehr bewusst stellen. Aber dafür muss man sich dessen auch erst einmal im Vorfeld bewusst sein.

Du solltest Dir bewusst überlegen, wann Du aus diesem kohärenten Zustand herauskommen möchtest. Dein innerer Schweinehund, bzw. Dein Gehirn wird sich sicher mit Händen und Füßen, bzw. Synapsen und Neuronen dagegen sträuben.

Hier geht es natürlich auch viel um kulturelle Gewohnheiten, gebildet durch den nationalen Hintergrund, das Umfeld in dem man aufgewachsen ist, den Einfluss der Eltern, das Schulsystems, der Religion und so weiter. Viele dieser Inkohärenzen sind aber nicht freiwillig durchlaufen, sondern oft aufoktroyiert worden.

Das Thema ist so umfassend, da fällt es mir schwer nicht auszuschweifen 😉.

Stellst Du Dir schon die ganze Zeit die Frage, wie man es denn anders machen könnte, damit Du die in Deinen Neujahrs-Vorsätzen erwünschte Veränderung auch erreichen kannst?

Ich möchte Dich nicht ohne eine kleine Hilfestellung gehen lassen, wie Du eine Veränderung besser umsetzen kannst.

 

Es gibt immer zwei hauptsächliche Wege.

  • Einer ist der Weg von etwas weg, was Dir negativ erscheint.
  • Der zweite ist eine Bewegung auf etwas zu, was Dir attraktiv erscheint.

Letzterer wird mehr durch Deine Physiologie und Dein Gehirn unterstützt. Handelt es sich um etwas Attraktives und wird als sinnvoll formuliertes Ziel verankert, so wird hier das Gehirn wieder endokrinologisch dazu motiviert diesem Ziel der Veränderung nachzugehen.

Was hier nicht funktioniert sind Gedanken wie: `mehr Sport machen oder weniger essen´, weil einem dies die Freundin geraten oder Du Blicke von außen so gedeutet hast.

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Es ist sehr wichtig, dass es sich um eine bewusst selbst getroffene Entscheidung handelt. Nicht um eine, wie vorgängig erwähnt, durch die Gesellschaft beeinflusste Entscheidung.

Hierbei handelt es sich nämlich in den meisten Fällen doch wieder um einen Weg von etwas weg (z.B. Angst negativ angeschaut zu werden oder sich nicht integriert zu fühlen).

Nimm Dir in der nächsten Woche einmal bewusst 10–15 Minuten Zeit und betrachte entweder Deinen Vorsatz oder etwas, was Du verändern möchtest.

Wie kannst Du es so für Dich darstellen, dass es positiv ist und Du Dich bei der Veränderung auf etwas positives zubewegst?

 

Wie erwähnt geht es in den nächsten Blogbeiträgen allgemein um Gewohnheiten und Ziele.

Höre gern auch mal in den Podcast rein!​

`Soft Skills & Co. für Tierärzte´​

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